Sigmund Freud
Erste Krankenhaustätigkeit
Untersuchungen mit Cocain
1882 besuchte Freud für drei Jahre das Wiener Allgemeine Krankenhaus und arbeitete dort unter Theodor
Meynert. Hauptsächlich befasste Freud sich im Laboratorium für Gehirnanatomie mit dem Nervensystem der
Menschen. Zwischen 1884 und 1887 untersuchte Freud die Wechselwirkung zwischen der anregenden Substanz Cocain
und dem lebenden Organismus. Damals war diese Droge noch sehr unbekannt. So benutzte ein deutscher Militärarzt
Cocain um die Leistungsfähigkeit und die Ausdauer der Soldaten zu steigern.
1884 wurde Freuds Studie veröffentlicht und diente als Grundlage der lokalanästhetischen Wirkung am Auge.
Ausgelöst wurde diese örtliche Schmerzausschaltung durch Cocain, die von dem Augenarzt Carl Koller
nachgewiesen wurde.
Später unternahm Freud Versuche, seinen morphiumsüchtigen Kollegen Ernst von Fleischl mithilfe von Cocain
von der schmerzhemmenden Droge zu lösen. Dieser Versuch schlug jedoch fehl, denn Ernst von Fleischl wurde
somit kokainabhängig. Freud verschwieg diesen missglückten Versuch der Öffentlichkeit. In Briefen an seine
damals Verlobte, Martha Bernays, gestand er jedoch diesen Fehler. Der Inhalt dieser Briefe wurde später von
Freuds Freund Ernest Jones ausgewertet und veröffentlicht.
Die Wirkung des Cocains nutzte Freud selbst unter therapeutischer Einnahme über viele Jahre. Anders als in den
meisten Fällen, blieb bei Freud die Toleranzentwicklung jedoch aus. Das bedeutet, dass es keine langfristige
Gewöhnung an den Wirkstoff gab und der Körper sich nicht an den Zustand angepasst hatte. Eine regelmäßige
Steigerung der Dosis war also nicht nötig. Freuds schriftlicher Austausch mit Wilhelm Fließ belegt, dass Fließ
bis 1895 Freud Cocain verschrieb, um seine Nebenhöhlenentzündung zu behandeln.
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